In 624 Seiten einmal durch die letzten gut zweitausend Jahre – auch so hätte ein Untertitel für dieses Buch heißen können. Auch deswegen halte ich es hier bewusst kurz und verweise für alle die mehr interessiert auf meinen Blog (Link in Bio). Tom Holland arbeitet sich in diesem Buch durch wichtige Stationen dessen was wir heute als „Der Westen“ oder „westliche Zivilisation“ beschreiben. Bei so einem langen Zeitraum ist klar, dass dies nur möglich ist, wenn man eine bestimmte „Brille“ aufsetzt, durch die sich ergibt welche Geschichten erzählt und welche nicht erzählt werden. Dies gelingt hier auf gute und interessante Weise und ist Stärke und Schwäche des Buches zugleich. Diese „Brille“ ist in diesem Buch die christliche Kirchengeschichte.

Die Kern-Aussage des Autors die sich durch das ganze Buch zieht ist die, dass alles worauf unsere Gesellschaft fußt, selbst seine eigene agnostisch-humanistisch-liberale Weltanschauung ihren Ursprung in einer Geschichte hat, die massiv vom Christentum geprägt ist. Oder auch der Gedanke von Staat und Religion als zwei separate Sphären – ohne die Reformation gäbe es diesen heute nicht, so der Autor.

Was mir an dem Buch gefällt ist eine gute Mischung aus Passagen aus einer distanzierten Beobachter-Perspektive und Passagen die aus der Perspektive eines Protagonisten erzählt werden.  Und am Ende empfand ich das Buch beim Lesen auch relativ neutral. Für mich ist es kein Buch, wo es um die Frage geht, ob das Christentum an sich oder gar Gott „wahr/unwahr“ oder „gut/schlecht“ sei – für alle Lager werden sich in dem Buch Argumente finden.

Mann kann und sollte kritisch hinterfragen kann, dass Dinge wie die Kreuzzüge oder Inquisition zwar angesprochen und auch eingeordnet werden, der Fokus des Buches aber klar auf dem „Positiven“ liegt, was für den ein oder anderen ein Anstoß des Ärgers sein kann, so wie zum Beispiel die Autoren dieser interessanten Rezension: https://www.nzz.ch/feuilleton/tom-holland-der-historiker-ergruendet-die-entstehung-des-westens-ld.1610210. Für mich persönlich kann ich diese Kritik nicht eigen nennen, da der Autor für meinen Geschmack diesen Punkt selbst genügend reflektiert und einordnet.

Es lohnt sich auf jeden Fall sich ein eigenes Bild zu machen.

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